Ein Anfang?
Regen prasselt auf die Dächer meiner Stadt nieder,
als ich mich auf den Weg zum Zug mache.
Heute ist ein besonderer Tag:
Ich fahre in eine Stadt, die ich fünf Monate lang gemieden habe,
um jemanden zu treffen, den ich noch nie zuvor sah.
Enttäuschung macht sich breit, als ich aus dem Zug steige,
doch zu lächeln, obwohl es keinen Grund gibt, funktioniert ohne Probleme.
Als er vorschlägt, abends zu einem Freund zu gehen,
zerspringt mein Herz vor Erleichterung.
Gott sei Dank – nicht den Abend zu zweit verbringen.
Und dann öffnest Du die Tür –
mein Herz rast augenblicklich.
Es folgen scheue Blicke, verlegenes Lächeln und „zufälliges“
Berühren der Knie.
Diese hellgrünen Augen verfolgen jeden meiner Schritte –
es verwirrt mich.
Später tauschen wir heimliche Küsse –
ich spüre mein Herz zerspringen vor Glück.
Nach einigen Stunden des fröhlichen Zusammenseins
stehlen wir uns nachts heimlich in Dein Zimmer –
und verbringen die Nacht miteinander.
Von Leidenschaft erfüllt und gierigem Verlangen gequält
schaukeln wir zum Höhepunkt.
Der Morgen beginnt, wie der Abend endete:
Heimliche Blicke, verlegenes Lächeln,
welches unwillkürlich zum Geschmunzel und Gegrinse wird.
Ein schneller Kuss hinter geschlossenen Türen,
versteckt vor den anderen.
Doch dann muss ich gehen, mit der Freude im Herzen,
Dich einige Stunden später wieder sehen zu können.
Die Zeit ohne Dich ist lang und wird durch zwei blaue Augen,
die mich ahnungslos ansehen, zur Qual.
Endlich vernehmen meine Ohren das ersehnte Klingeln der Tür.
Du stehst vor mir – in Uniform! – und meine Knie werden weich.
Die nächsten Minuten stehen wir wieder unter Beobachtung
der blauen Augen.
Doch das ist mir egal – Hauptsache, ich kann Dich sehen
und „zufällig“ berühren.
Als Du mich zum Abschied in Deine Arme schließt, bemerke ich,
dass es uns beiden schwer fällt, loszulassen.
Und dann sitze ich im Zug und sehe Dein Gesicht vor mir.
Ich weiß, es geht Dir wie mir, also glaube ich daran,
dass wir eine Chance bekommen werden.
Wir haben sie verdient!
22. Januar 2006